Verdunstungskühler im Museum der bayerischen Geschichte
Liebe Leserinnen, Liebe Leser,
zu gleichen Teilen ehrfurchtgebietend und amüsant begrüßt der bayerische Löwe im XXL-Format die Museumsbesucher im Foyer des Hauses der bayerischen Geschichte: Museum in Regensburg. Mit dem obligatorischen Maßkrug in der Pranke erkennt der Besucher: So einen Löwen kenne ich doch vom Oktoberfest. Und das Haus der bayerischen Geschichte: Museum hat sich seit seiner Eröffnung 2019 zum Publikumsmagneten in Bayern entwickelt. Direkt am Ufer der Donau, zwischen Fluss und Altstadt gelegen, ist ein Museum, das sich der Geschichte Bayerns widmet. Es bietet Besuchern die Möglichkeit, mehr über die reiche Kultur, Traditionen und historischen Ereignisse des Bundeslandes zu erfahren. Das Museum präsentiert Ausstellungen, interaktive Displays und multimediale Präsentationen, um die Geschichte Bayerns lebendig werden zu lassen. Es ist ein Ort, an dem Besucher einen Einblick in die Vergangenheit Bayerns erhalten können. Die Dauerausstellung des Museums umfasst auf einer Fläche von 2500 m² die Zeit von der Gründung des Königreichs Bayern bis zur Gegenwart. Hinzu kommen temporäre Sonderausstellungen und der direkt neben dem Foyer gelegene Sonderausstellungsbereich „Donausaal“.
Hochmoderne Gebäudetechnik für wertvolle Geschichte
Gleichzeitig beinhaltet das Museum hochmoderne Gebäudetechnik, um Besuchern, Exponaten und dem ganzen Gebäude optimale klimatische, thermische und energetische Bedingungen zu bieten. Das komplette Gebäude wurde als Passivhaus geplant und ausgeführt – dies bedeutet konkret, dass es durch seine Bauweise und Technologie einen sehr geringen Energieverbrauch aufweist – nach Definition sollte der Heizwärmebedarf den Wert von 15 kWh/(m²/a) nicht überschreiten. Es zeichnet sich durch eine hohe Energieeffizienz aus und minimiert den Bedarf an externer Heiz- oder Kühlenergie. Dies gelingt unter anderem durch eine sehr gute Wärmedämmung, eine luftdichte Gebäudehülle, hochwertige Fenster mit Dreifachverglasung, eine hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Einsatz von umweltfreundlicher Sonnenenergie. Durch diese Maßnahmen wird der Wärmeverlust minimiert und der Energiebedarf für Heizung und Kühlung stark reduziert. Das entspricht auch dem Anspruch, ein möglichst energieeffizientes und der Nachhaltigkeit verpflichtetes Gebäude zu betreiben.
Jeder Raum ist individuell zu betrachten
Dies hat in der Folge Auswirkungen auf den Feuchtegehalt der Raumluft und erfordert gegebenenfalls eine individuelle Befeuchtungslösung. Außerdem bedeutet es für die Planung der Raumlufttechnik eine individuelle Betrachtung der einzelnen Räume und Flächen. Die Planer mussten stark schwankende Raumnutzerzahlen beachten und einen immensen jahreszeitlichen Unterschied in den Anforderungen an die Konditionierung und Klimatisierung der Raumluft bedenken. Besonders der Sommer ist die herausfordernde Jahreszeit: Bei Außentemperaturen über 30 °C und sich häufig öffnenden Eingangstüren zum Foyer strömt sehr warme und feuchte Außenluft in das Gebäude. Hinzu kommt, dass das im Foyer gelegene Restaurant ebenfalls mit geöffneten Türen seine Besucher begrüßt. Dies sind mehrere Faktoren, die es für die Gebäudetechniker erschweren, überall im Museum ein gleichmäßiges Klima mit festen Temperatur- und Feuchtewerten zu sichern. Über allem steht auch der Anspruch der Museumsverantwortlichen, auch räumlich offen zu sein und zu denken, um möglichst viele Besucher hereinzuziehen.
Anforderungen der Leihgeber
Ganz wesentlich für das Gelingen der regelmäßigen Sonderausstellungen ist die sorgfältig kuratierte Auswahl und Präsentation der jeweiligen kostbaren Exponate. Je nach Material, Wert und Machart des Exponats erwarten die Leihgeber zu Recht, dass ihre Leihgaben stets perfekt klimatisiert aufbewahrt und gezeigt werden. Daher bleibt es manchmal nicht aus, dass die Museumsmacher gemeinsam mit den Technikern für bestimmte Ausstellungsstücke Raum im Raum Lösungen anbieten, denn nur dann sind gleichmäßige klimatische Bedingungen garantiert. Bei den Sonderausstellungen, die mit vielen Leihgaben ausgestattet sind, werden die Soll-Temperatur und Soll-Feuchtegehalt strikt eingehalten und die Lüftungsanlage läuft vorzugsweise im Umluftbetrieb. Grundsätzlich befinden sich die Quellluftauslässe auf Bodenhöhe, die Abluft-Einlassöffnungen sind unter der Raumdecke angebracht. Mit Vorhängen und Windfängen werden zu große Schwankungen bei Feuchte und Temperatur zusätzlich vermieden.
Verdunstungskühlung spart Kältebedarf
Insgesamt arbeiten hinter den Kulissen des Museums neun sensorgesteuerte, dezentralen Klimazentralgeräte X-CUBE von TROX, die die Räume mit vorkonditionierter Luft versorgen. Jedes Klimazentralgerät ist jeweils mit einem eigenen Verdunstungskühler Condair ME ausgestattet. Das hat den Hintergrund, dass der Kälte- beziehungsweise Kühlbedarf dann sinkt, wenn innerhalb der RLT-Anlage eine indirekte Verdunstungskühlung erfolgt. Eine Kälteanlage zur mechanischen Kälteerzeugung verbraucht weniger elektrische Energie, wenn durch den thermodynamischen Effekt – die sogenannte adiabate Verdunstungskühlung – ein Teil der Kühlleistung übernommen wird. Die für den Phasenwechsel des Wassers in den gasförmigen Aggregatszustand benötigte Verdampfungswärme wird dabei der Luft entzogen und bewirkt die erzielte Abkühlung. Das bedeutet, die Kälteanlagen können deutlich kleiner und somit günstiger geplant und erstellt werden, außerdem sinken durch die adiabate Verdunstungskühlung die laufenden Kosten zur Gebäudekühlung.
Schematische Darstellung einer Verdunstungskühlung
Praktisch wartungsfrei und hocheffizient
Die eingesetzten Verdunstungskühler arbeiten mit enthärtetem und anschließend vollentsalztem Wasser. Das liegt daran, dass das vorhandene Wasser einen hohen Härtegrad von 20 hat. Dadurch wird ein Verschleiß und eine Verunreinigung der Anlage reduziert. Dieses Wasser kann zusätzlich mit einer Art neutrales Spülmittel versetzt werden, welches die Oberflächenspannung des Wassers auflöst und es somit ideal für die Verdunstungskühlung vorkonditioniert. Anschließend fließt das von einem Hydraulikmodul verteilte Wasser über ein spezielles und widerstandsfähiges Kunststoffvlies – der Verdunstungskühler ist auch mit einem Vlies aus Glasfaser erhältlich – und kühlt die Luft in der RLT-Anlage durch Verdunstung. Die Kombination aus vorbehandeltem Wasser und dem speziellen Kunststoffvlies sorgt dafür, dass pro Jahr nur ein Wartungsvorgang benötigt wird. Auch hier werden wieder Kosten minimiert.
Gegensätzliche Wünsche und Anforderungen berücksichtigt
Damit ist dem Haus der bayerischen Geschichte: Museum in Regensburg ein beachtlicher Spagat gelungen: Mehrere teilweise gegensätzliche Anforderungen mussten erfüllt werden. Zum einen galt und gilt es, ganzjährig ein behagliches Raumklima für die Besucher zu sichern. Da jeder Mensch aber ein individuelles Behaglichkeitsempfinden hat, mussten Bedingungen geschaffen werden, die möglichst vielen Besuchern angenehm erscheinen. Hinzu kommt, dass die Ausstellungsstücke und deren Leihgeber spezielle Anforderungen an die klimatischen Bedingungen stellen. Und als gemeinsamer Rahmen für das komplette Gebäude und das Museum an sich galt und gilt, möglichst energieeffizient und mit möglichst niedrigen laufenden Betriebskosten diesen Ort des Erinnerns und der Begegnung zu schaffen.