Erste Installationsmöglichkeit: Be- und Entfeuchtung über die RLT-Anlage
Wie erfüllt der Anlagenplaner oder -lieferant bzw. der Pharmaproduzent nun diese Anforderungen? Der naheliegendste Lösungspfad ist die Nutzung der RLT-Anlage für diese Zwecke. Eine solche Anlage ist in der Pharmaproduktion fast immer vorhanden und sie versorgt die Räume mit einer raumspezifisch berechneten und temperierten Luftmenge.
Da sich Temperatur und Luftfeuchte bedingen, kann über die Temperaturregelung auch die Feuchte im gewünschten Prozessfenster gehalten werden. Hier kommen in der Praxis verschiedene, in die zentrale RLT-Anlage integrierte bzw. im Bypass mit der RLT-Anlage gekoppelte Technologien zum Einsatz.: Befeuchtung, Adsorptions-Trocknung und Kondensations-Luftentfeuchtung. Außerdem bietet die RLT-Anlage die Möglichkeit, die Raumluft weiter aufzubereiten, beispielsweise durch Filtration.
Installationsmöglichkeit:
Indirekte Luftbefeuchtung
über die Klimaanlage
Zweite Installationsmöglichkeit: Im Raum platzierte Be- oder Entfeuchter
Es gibt jedoch Fälle, in denen ein zweiter Lösungspfad aus technischer und wirt-schaftlicher Sicht der bessere ist: eine dezentrale Aufbereitung der Raumluft durch Geräte, die direkt im Raum platziert werden.
Diese Lösung bietet sich zum Beispiel an, wenn im entsprechenden Produktionsbereich keine RLT-Anlage vorhanden ist, die die Bereitstellung und Aufbereitung der Raumluft übernimmt. Eine dezentrale Anlage ist auch dann vorteilhaft, wenn in einem Produktionsraum oder -bereich eine Luftfeuchtigkeit verlangt wird, die von den Zielwerten in den anderen Räumen deutlich abweicht. Ein weiterer Anwendungsfall ist eine gezielte Entfeuchtung von (pulverförmigen) Wirkstoffen oder Trägersubstanzen in einem bestimmten Produktionsschritt in der Prozesstechnik.
Installationsmöglichkeit:
Direkte Luftbefeuchtung
im Raum
Adsorptions-Trockner oder Kondensations-Luftentfeuchter?
Auch hier, bei der dezentralen Raumluftentfeuchtung, kommen zwei verschiedene Prinzipien zum Einsatz. Bei der Adsorptionstrocknung wird die zu trocknende Luft durch ein Trockenmittelbett (z.B. aus hygroskopischem Silicagel) geführt. Dabei wird der Luft die Feuchtigkeit entzogen und im Trockenmittel gebunden. Die Regeneration des Trockenmittels erfolgt im Gegenstrom.
Bei Kondensations-Luftentfeuchtern handelt es sich um klassische Kältemaschinen mit Verdichter, Verdampfer und Verflüssiger. Flüssiges Kältemittel entzieht der Luft Wärme. Dabei kondensiert Wasser aus der Luft, das als Kondensat gesammelt wird. Im Verflüssiger wird die (getrocknete) Luft wieder erwärmt.
Welche der beiden Trocknungsprinzipien zum Einsatz kommt, hängt vor allem vom gewünschten Feuchte- und Temperaturniveau ab. Kondensations-Luftentfeuchter erzeugen eine relative Luftfeuchte bis zu 40% r. F. bei Raumtemperaturen von 5 bis 35 °C. Adsorptionstrockner werden eingesetzt, wenn eine geringe Feuchte (unter 40% r. F.) bei oft auch sehr niedrigen Temperaturen erzeugt werden soll.
Auslegung von Entfeuchtungsanlagen
Die Auslegung einer Entfeuchtungsanlage für den individuellen Einsatzfall verlangt ein hohes Maß an Know-how, denn hier geht es um Thermodynamik. Zu den Parametern, die dabei zu berücksichtigen sind, gehören unter anderem die Feuchte der Frischluft, die Feuchtelast, der Luftvolumenstrom, die Ansaugleistung und die Entfeuchtungsleistung. Dabei sind, wie eingangs dargestellt, alle denkbaren Fälle (Sommer/Winter; Reinigung…) zu berücksichtigen.
Aus diesem Grund gilt die klare Empfehlung: Auch wenn der Anwender eine dezentrale Entfeuchtungsanlage „von der Stange“, sprich aus dem Katalogprogramm eines etablierten Herstellers verwenden möchte, sollte er bei der Auslegung die Expertise des Herstellers bzw. Anbieters nutzen. Eine Auswahl der Anlage nach dem „Do it yourself“-Prinzip ist häufig nicht zielführend bzw. führt zumindest nicht zum optimalen Ziel.
Know-how von Experten nutzen!
Beim vorhergehenden Schritt – der Auswahl des Anlagenherstellers – sollte der Anwender ein Unternehmen bevorzugen, das ein breites Portfolio an Technologien bietet. Damit ist eine gute Voraussetzung für eine neutrale Beratung geschaffen. Und er sollte, das ist eine weitere Empfehlung, bei der Projektierung auch auf die Energieeffizienz der Entfeuchtungsanlage achten bzw. gezielt nach diesem Faktor fragen. Denn die Anlagen sind oft im 24/7-Betrieb im Einsatz und es gibt „Stellschrauben“ zur Beeinflussung des Energieverbrauchs, allen voran eine bedarfsabhängige Regelung. Sie ist auch deshalb von zentraler Bedeutung, weil sie eine optimierte Fahrweise sicherstellt und gewährleistet, dass sich die Luftfeuchte bzw. -qualität in der Pharmaproduktion stets im festgelegten Prozessfenster bewegt.
Zum Thema Planung von Luftentfeuchtungssystemen gibt es von Condair
auch einen Planungsleitfaden, der Sie bei der Auswahl der richtigen Lösung
unterstützen soll und einige exemplarische Berechnungsbeispiele
vorstellt und erläutert.
Über den nachfolgenden Link können Sie die Broschüre kostenfrei beziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Achim Ochs
Vertrieb Luftentfeuchtung und Trocknung
Condair GmbH