Magazin Luftfeuchte 2023 Oktober 02

Autor:
Sven Malmsheimer

Optimale Luftfeuchte und
Musikinstrumente


Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,

Klaviere und viele Streich-, Zupf- und Blasinstrumente werden bis heute ganz oder teilweise aus ausgewählten Hölzern hergestellt, aufgrund der guten Verarbeitbarkeit und resonanzgebenden Eigenschaften des Materials. Und ähnlich wie jede menschliche Stimme eine individuelle Klangfarbe hat, ist das verwendete Holz für den Klang des Instruments wesentlich. Je nach Verwendungszweck kommen verschiedene Holzarten zum Einsatz. Für gezupfte Saiteninstrumenten - zu denen die Gitarre, die Geige, die Zither, die Harfe, der Kontrabass, das Cello oder die Laute gehören - wird zum Beispiel gerne Ahorn verwendet, der sich durch eine klare Akustik auszeichnet. Den Klang eines Instruments bestimmt aber nicht nur die Holzart, sondern insbesondere die Materialqualität. Holzbeschaffung, die Auswahl und die richtige Lagerung gehören daher zum wichtigsten Knowhow im Instrumentebau.

Darum ist eine aktiv geregelte Luftfeuchte im Holzlager so wichtig

Für die Herstellung von Musikinstrumenten wird sogenanntes Klangholz verwendet, das langsam und gerade gewachsen ist und dessen dichte regelmäßige Jahresringe auf gute Schalleigenschaften hinweisen. Klangholz wird luftgetrocknet und viele Jahre lang gelagert, bis sich möglichst alle Spannungen im Material abgebaut haben.

Denn Holz ist hygroskopisch und reagiert auf Änderungen der relativen Luftfeuchtigkeit in seiner Umgebung mit Schwinden oder Quellen. Das heißt, es dehnt sich bei hoher Luftfeuchte aus und zieht sich bei trockener Luft zusammen.

Frisch geschlagenes Holz aus dem Wald hat je nach Baumart einen Wassergehalt von 50 Prozent und mehr. Vor dem Einsatz im Instrumentenbau muss es in einen Feuchtezustand gebracht werden, der möglichst genau dem Klima entspricht, dem die Musikinstrumente später voraussichtlich ausgesetzt sein werden. Es muss also ein Gleichgewicht erreicht werden, bei dem die natürlichen hygroskopischen Eigenschaften des Materials austariert sind, sodass es seine Form weitestgehend behält.

Da die relative Luftfeuchtigkeit in unseren Breitengraden je nach Jahreszeit schwankt, ist eine aktiv geregelte Luftbe- und -entfeuchtung im Holzlager die entscheidende Stellschraube für eine gleichbleibende Holzqualität. Für die Produktion von Musikinstrumenten ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 55 Prozent bei einer Temperatur zwischen 20° und 22° Celsius ideal.


Quellung und Schwindung von Holz nach DIN 52184




Maximales Quellmaß von Holz [in %]



Unterschiedliche Holzarten führen zu Spannungen innerhalb der Instrumente

Musikinstrumente sind oft aus verschiedenen Hölzern gefertigt. So wird im Geigenbau der Boden aus Ahorn gerne mit einer Decke aus Fichtenholz kombiniert, wobei Hals und Saitenhalter aus massivem Hartholz wie etwa Buchsbaum oder Walnuss hergestellt werden.

Die Teile sind miteinander verleimt und manchmal – zum Beispiel bei Gitarren - mit Intarsien belegt. Das Problem: Die verschiedenen verbauten Holzarten schrumpfen und quellen unterschiedlich stark. Im Fachjargon spricht man vom Quell- und Schwindmaß.

Darüber hinaus haben hochwertige Orchesterinstrumente oft sehr dünne Decken von weniger als drei Millimetern Stärke bei einer sehr großen Oberfläche. Je dünner das Material, desto stärker reagiert es jedoch auf eine Änderung der klimatischen Verhältnisse. Dies kann zu Spannungen innerhalb des Instruments führen, was einen Einfluss auf das Erscheinungsbild, die Langlebigkeit, die Bespielbarkeit und den Klang hat.




Längere Lebensdauer durch geregelte Luftfeuchte im Proben- und Lagerraum

Auch in Form gebrachtes und zu einem Instrument verarbeitetes Holz bleibt hygroskopisch. Es ist immer bestrebt, sich den klimatischen Rahmenbedingungen anzupassen, also Wasser aufzunehmen oder abzugeben.

Musikinstrumente tolerieren ein gewisses Maß an Abweichung von der sogenannten Gleichgewichtsfeuchte, bei der der Wasserdampfpartialdruck im Material und in der Umgebungsluft ausgeglichen ist. Eine Gitarre etwa verträgt bis zu 5 Prozent unterhalb der relativen Luftfeuchtigkeit, in der sie hergestellt wurde, und sogar 10 bis 15 Prozent darüber. Herrscht jedoch über einen längeren Zeitraum eine hohe Luftfeuchtigkeit, wölben sich Decke und Boden des Korpus und der Klang verändert sich. Im Extremfall platzen Verstrebungen ab, Leimfugen quellen auf und lösen sich, es entstehen Dehnungsrisse und Schimmel macht sich innerhalb des Korpus breit.

Häufiger haben Holzinstrumente in unseren Breitengraden jedoch mit zu trockener Luft zu kämpfen, besonders während der Winterzeit. Ein erstes Anzeichen sind leicht eingefallene Korpusdecken und -böden, trocknet das Holz über einen längeren Zeitraum aus, entstehen Risse, der Lack blättert ab. Bei Klavieren können die Hämmer festsitzen und im schlimmsten Fall der Resonanzboden reißen. Dann ist das Instrument nicht mehr zu retten.

Eine geregelte Luftfeuchtigkeit im Instrumentenlager, aber auch in Probenräumen von Bands, die sich häufig in schlecht isolierten Kellern oder Garagen befinden, verhilft Holzinstrumenten zu einer längeren Lebensdauer und dient nicht zuletzt dem Werterhalt.

Mit freundlichen Grüßen

Sven Malmsheimer
Vertrieb Condair GmbH
Luftfeuchte
in der Prozesstechnik


Umfang: 106 Seiten
Format: Din A5

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